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March 31, 2014

2011 ist nicht 1968: Ein offener Brief aus Ägypten

Filed under: deutsch — translationcollective @ 9:42 am

von Philip Rizk

nicht 1968 – PDF

Am Morgen des 25. Januars 2014, während Menschen in kleinen Gruppen auf dem Tahrir Platz eintreffen, ist es wieder einmal wichtig, uns bewusst zu machen, worauf wir unseren Blick richten, um ein bisschen zu verstehen, was in Ägypten passiert. Ein Diskurs des Terrors hat viele so in Panik versetzt, dass sie in blindem Vertrauen einen Militärführer unterstützen,der behauptet, die guten alten Tage der Stabilität wiederherstellen zu können. Dieser Diskurs der Angst hat auch den gegenteiligen Effekt und in der Bevölkerung gibt es jene, die nicht in die Terrorfalle tappen.

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January 6, 2014

Eine zweigleisige Strategie: Ein Brief zur Diskussion über Aufstandsbekämpfung

Filed under: deutsch,original — translationcollective @ 6:00 pm

Die von der Freitagsdiskussion, Januar 2013

aufstandsbekämpfung – PDF

Werte MitstreiterInnen,

Wir ergreifen hiermit die Gelegenheit, einige Fragen aufzugreifen, die im Zuge der Diskussionen zu Aufstandsbekämpfung auf dem GÜZ-Camp1 aufkamen. Zunächst wird es um das Funktionalisieren von Opfern gehen – wir möchten euch dazu einen sehr aufschlussreichen Text zum Krieg in Darfur vorstellen, der als eine Art Blaupause von Legitimierungsstrategien im Krieg gegen den Terror gelesen werden kann. Außerdem werden wir über kollektive Erinnerung reden, um das von uns geteilte Wissen über diejenigen, die sich zu unseren Feinden erheben, um ihre sich wandelnden und doch gleichzeitig altbekannten Strategien – sowie die sich ebenfalls wandelnde Wahrnehmung derselben unsererseits, die zu unterschiedlichen Einschätzungen und Konsequenzen führt. Über den einzelnen Aspekten dieses Briefes schwebt die Frage, die ein Genosse gleich zu Beginn der Freitags-Debatte an uns richtete: „Und was wollt ihr nun von UNS?“ Wir nehmen diese Frage gern auf, zeigt sie doch, dass es uns trotz aller Holprigkeit des Vortrags gelungen ist, das ins Zentrum der Betrachtung zu stellen, was unserer Ansicht nach einer der Knackpunkte ist, wenn wir den Krieg wirklich aufhalten wollen:

Eine zweigleisige Strategie zu entwickeln und durchzuhalten, die gleichzeitig mit dem Versuch, den laufenden Krieg in seiner objektiv schrecklichen Existenz zu verstehen und anzugreifen immer von unserem höchstpersönlichen wie kollektiven Leben in Kriegszeiten ausgeht. Für eine realistische Einschätzung unser Handlungsmöglichkeiten halten wir es für nötig anerkennen, was wir uns nicht ausgesucht haben: Dass wir uns überall auf der Welt im Kriegszustand befinden, auch wenn die internationale Arbeitsteilung das Leid ungleich verteilt. Dies anzuerkennen ist nicht zu verwechseln mit einem selbstgefälligen Ja zum Krieg, mit kämpferischem Pathos, der sich zwar weniger hilflos anfühlt, aber nichts desto trotz steckenbleibt in einem im Wortsinne verkehrten Verständnis unserer Situation, einer Verwechslung der Orte, an denen in unserem Leben Macht und Ohnmacht zu finden sind. Grob gesagt kann es den Herrschenden scheißegal sein, welcher Allmachtsfantasie wir uns hingeben, ob wir uns in der Pose weiser Friedenspropheten oder nihilistischer Endzeitkrieger besser gefallen. Beide erfüllen die Funktion, unseren Wunsch nach Selbstbestimmung in unerreichbare Sphären zu entrücken, während wir im Alltag bereits den kleinsten Veränderungen wie ohnmächtig gegenüberstehen.

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December 31, 2013

Kommuniqué des Geheimen Revolutionären Indigenen Komitees

Filed under: deutsch — translationcollective @ 11:28 pm

Generalkommandantur der Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung, Mexiko –  30. Dezember 2012.

alles gute zum geburtstag ezln – PDF

 

An die mexikanische Bevölkerung:

An die Bevölkerungen und Regierungen der Welt:

Brüder und Schwestern:

Compañeros und Compañeras:

 

Am vergangenen 21. Dezember 2012, in den frühen Morgenstunden, mobilisierten wir, Zehntausende zapatistische Indigenas, uns und besetzten, friedlich und schweigend, fünf Bezirkshauptstädte im südöstlichen mexikanischen Bundesstaat Chiapas.

In den Städten Palenque, Altamirano, Las Margaritas, Ocosingo und San Cristóbal de las Casas betrachteten wir schweigend sie und uns selbst.

 

Unsere Botschaft handelt nicht von Resignation.

Sie handelt nicht von Krieg, Tod und Zerstörung.

Unsere Botschaft handelt von Kampf und Widerstand.

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December 18, 2013

Keine Moslembrüder, kein Militär – Die Revolution geht weiter

Filed under: deutsch — translationcollective @ 9:02 am

 von Blabiush / Tahrir International Collective Network10.07.2013

revo ägypten – PDF

Du bist also durcheinander? Vielleicht deshalb, weil die Komplexität jeder Gesellschaft, insbesondere an ihren Wendepunkten und im Prozess der Veränderung, so konfus erschient. Wie auch immer, lass uns Antworten auf einige Fragen und Vorhaltungen finden, die derzeit auftreten und eine andere Perspektive auf die gegenwärtige Situation einnehmen.

Erstens. War es eine Revolution oder nicht? Ja, es war und ist immer noch eine Revolution. Wenn Du 30 Millionen hochmotivierte Menschen auf den Straßen siehst, kannst Du nicht über die isolierten Entscheidungen der Machthabenden sprechen. Tamaroud (Bewegung der Rebellion, die die Unterschriftenkampagne gegen Mursi getragen hat, Anm.d.Ü.) ist eine Graswurzelbewegung, auch wenn sie reformistisch ist und auch wenn sie schnell die Unterstützung der wichtigsten Figuren der Opposition, die versuchen ihren Vorteil aus den Veränderungen herauszuschlagen, bekommen hat (dies ist offensichtlich und wir leben in der Realität) und sie ohne diese Unterstützung nicht so erfolgreich gewesen wäre.

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Warum die ägyptische Revolution noch lange nicht tot ist

Filed under: deutsch — translationcollective @ 8:39 am

von Philip Rizk

revolution ägypten – PDF

Die Revolution lebt. Auch wenn wir vor der ernsten Bedrohung ihrer Vereinnahmung stehen, die allgemeine Tendenz ist eindeutig aus den Institutionen heraus uns auf die Straßen zu gehen. Ist die ägyptische Revolution tot? Die kurze Antwort heißt “Nein”. Eine längere Antwort folgt. Was in Ägypten zwischen 30. Juni und 3. Juli geschah, war kein Putsch gegen die gewählte Regierung. es war ein weiterer Versuch der Generäle, die ägyptische Revolution vom 25. Januar zu vereinnahmen / beeinflussen. Die Komplexität der Situation und ihre global und ideologisch aufgeladene Natur machen es schwer, den Wald vor lauter Bäumen zu sehen. Hier ist meine Sicht der Dinge, warum die Revolution noch lange nicht vorbei ist.

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December 13, 2013

Der Anarchismus gegen den Antifaschismus

Filed under: deutsch — translationcollective @ 7:14 pm

von non fides

antifaschismus – PDF

  • Vorwort der deutschen Ausgabe
  • Der Anarchismus gegen den Antifaschismus – Non fides
  • Was können wir mit dem Antifaschismus tun? – Alfredo M. Bonanno
  • Aber Du, bist Du Antifaschist, ja oder nein? – Machete
  • Das schlimmste Produkt des Faschismus ist der Antifaschismus – Unverschämte Antiautoritäre
  • Beenden wir endgültig das Kapitel gegen den Faschismus, aber auf unsere Art und Weise – Belgrado Pedrini
  • Einige antifaschistische Attentate – Emilio Strafelini
  • unser Antifaschismus – Severino di Giovanni
  • Wie kämpfen? – Culmine
  • Der Krieg zwischen zwei Formen der Sklaverei – Antoine Gimenez

 

Vorwort zur deutschen Übersetzung

Diese Broschüre „Der Anarchismus gegen den Antifaschismus“ soll dazu beitragen und helfen das Existierende zu analysieren – zu sehen wo sich die Macht aktuell befindet, bzw. wo nicht. Um sich  in Konfrontation mit dieser zu begeben, um sie zerstören zu können und sich nicht verwirrt, weit weg von dieser wieder zu finden: dort, wo man keine Gefahr mehr für das Existierende darstellt, sich Illusionen hingibt, dem Spektakel verfällt, Teil der Macht wird, etc. Dort wo man Politik und politischen Aktivismus betreibt.

Um dies klar zustellen: Diese Broschüre wendet sich aus einer anarchistischen Sichtweise gegen den heutigen Antifaschismus, genauer gegen den sogenannten autonomen oder anti-autoritären Antifaschismus. Es wendet sich an diejenigen, die in dem heutigen Antifaschismus ein scheinbar subversives oder revolutionäres Potenzial sehen. Von den Anderen, von staatlichen, sowie autoritären Antifaschisten, aber auch Faschisten, brauch hier nicht gesprochen zu werden. Diese haben sich längst als Marionetten oder Freunde des Staates und der Herrschaft zu erkennen gegeben.Es geht hier darum die antifaschistische Illusionen zu zerstören und sich nicht vom Staat hinters Licht führen zulassen; sich das Existierende vor Augen zu führen und sich bewusst – ohne den Feind aus dem Augen zu verlieren und sich seiner Vielseitigkeit und Anpassungsfähigkeit bewusst zu sein – in den Kampf zu stürzen.Wie die Kameraden und Kameradinnen, die, als die Macht das Gewand des Faschismus trug, sich nicht darauf beschränkten das Gewand zu bekämpfen, um ihr ein Anderes überzuziehen. Sondern, das Gewand zerfetzen wollten, um der Macht in ihre hässliche Fratze zu spucken – jegliche Herrschaft zerstören wollten. Sie, die in der Demokratie nicht aufhörten zu kämpfen, erkannten, dass die Macht ein soziales Verhältnis ist.

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November 27, 2013

Plötzlich plappern Anna und Arthur

Filed under: deutsch,original — translationcollective @ 6:36 pm

http://www.nadir.org

facebook – PDF

Seit Jahren betreiben wir Server und Kommunikationsdienste für linke Gruppen, geben wir uns alle Mühe, die Server sicher zu halten, wehren wir – mit unterschiedlichen Mitteln – Anfragen von Behörden zu irgendwelchen Daten ab. Kurz: Wir versuchen im kapitalistischen Internet eine emanzipatorische Basis der Kommunikation zu bieten. Seitdem auch viele Linke Facebook „nutzen“ (oder Facebook viele Linke nutzt), sind wir jedoch verunsichert: Vielen scheint es nun nicht mehr darum zu gehen, einerseits das Internet als Ressource für linke Kämpfe zu nutzen, andererseits aber das Internet selbst als politisch umkämpftes Terrain zu verstehen und sich in diesem Kampf dazu zu verhalten. Vielmehr wird unsere politische Arbeit selbst als defizitär und anstrengend wahrgenommen. Verschlüsselte Kommunikation mit autonomen Servern scheint nicht als emanzipativ, sondern als lästig angesehen zu werden.

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June 21, 2013

Der revolutionäre Kommunalismus der Black Panther Party

Filed under: deutsch — translationcollective @ 8:50 pm

Rede am Boston College – 18. November 1970

interkommunalismus – PDF

Power to the people, Brothers and Sisters. Ich möchte euch für meine Anwesenheit hier heute abend danken, denn ihr seid verantwortlich dafür. Wenn es die Macht des Volkes[1] nicht gäbe, wäre ich in einem Hochsicherheits-Gefängnis.

[Huey P. Newton] Vorsitzender, für Ericka Huggins, für Angela Davis, für die New York 21 und die Soledad Brothers.[2] Für alle politischen und Kriegsgefangenen. Am 28. und 29. November werden wir in Washington D.C. eine konstituierende People’s Revolutionary Convention abhalten. Wenn die Leute nicht kommen, können wir diese Versammlung nicht machen. Denn schließlich machen die Leute die Weltgeschichte und sind für alles verantwortlich.

Wie können wir eine Volksversammlung machen, wenn wir kein Volk haben? Einige glauben, dass es möglich, ist eine Volksversammlung zu machen, ohne dass das Volk dort ist. Ich erinnere mich, dass dies 1777 der Fall war.

Heute Abend möchte ich euch das Programm der Black Panther Party umreißen und erklären, wie wir zu unserer ideologischen Position gelangt sind und warum wir es als notwendig empfinden, ein Zehn-Punkte-Programm[3] aufzustellen. Ein Zehn-Punkte-Programm ist weder revolutionär noch ist es reformistisch. Es ist ein Überlebensprogramm.

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May 31, 2013

Hallo – Ein Gruß von nirgendwo

Filed under: deutsch — translationcollective @ 9:30 pm

hallo – PDF

Proposition 1

Es ist unmöglich alles zu sein, was wir sein sollen und alles zu tun, was uns angeordnet wird. Wenn wir es versuchen, ist das Scheitern, zu dem wir verdammt sind, weder interessant noch erfreulich. Der Weg, mit allem zu brechen, ist das einzige lohnende Ziel, selbst wenn es hoffnungslos ist.

Alles ist, was gewöhnlich in Ordnung ist. Es ist schwer, einen Schimmer von irgendetwas anderem im Leben zu erhaschen, irgendwas, das ein Außerhalb nahelegen würde. Alles ist die Art, wie Dinge organisiert werden, aber es ist auch ein Kommando. Eine Anordnung zu tun und zu sein. Alles ist in Ordnung in dem Sinne, dass alles angeordnet ist. Und Alles ist in Ordnung in dem Sinne, das alles dazu neigt, als Anordnung in Aktion zu treten.

Die Anordnung lautet, dass du Alles sein musst. So scheiterst du in allem. Du arbeitest ohne Ende auf das monströse Ziel hin, alles zu erreichen.

Du wirst nie dorthin kommen.

Wir werden niemals dorthin kommen, und doch sind wir noch immer hier, noch immer dabei zu tun und zu sein. Immer noch angeordnet: organisiert und herumkommandiert, am organisieren und am andere herumkommandieren. Das scheint Alles zu sein.

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May 19, 2013

Plätze und Kreise: Die Logik von Occupy

Filed under: deutsch — translationcollective @ 1:31 pm

von Jasper Bernes

plätze & kreise – PDF

Warum Occupy? Dieser Frage möchte ich im Folgenden nachgehen. Von daher frage ich nicht nur nach dem taktischen oder strategischen Nutzen der Outdoor-Besetzungen, sondern auch nach den Ursachen des Phänomens Occupy insgesamt. Warum entstand es in diesem speziellen Moment und nicht in einem anderen, in dieser speziellen Form und nicht in einer anderen? Warum entwickelten sich die Besetzungen in dieser Art? Wer nahm daran teil und warum?

Wann

Stellen wir die Frage des Timings an den Anfang. Warum jetzt? Oder vielmehr, um es zuzuspitzen, insofern die ökonomische Krise erneut ein lebhaftes und aufrührerisches Zeitalter einläutete, warum dauerte es so lange?

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April 20, 2013

Die da draußen: die Piraten des Gemeinsamen

Filed under: deutsch — translationcollective @ 10:48 am

piraten – PDF

Da es in alten Zeiten für Menschen unmöglich war, auf dem Meer zu überleben, ohne gelegentlich auf das Festland zurückzukehren, wurde diese Linie von denen, die sie in klassischer Zeit überschritten, nicht einmal, sondern wiederholt überquert. Sie waren es gewohnt, die schwankende Grenze zu überqueren, welche die römische Juristen systematisch, in jedem Sinne des Wortes, demarkierten. Wenn solche Seefahrer Güter auf ihre Schiffe mitnahmen, brachten sie sie aus dem Rechtsbereich, in dem sie rechtmäßig ihrem Eigentümer zugeordnet werden konnten, in einen anderen, in dem Eigentumsansprüche von Rechts wegen enden müssen. Auf diese Art transportierten sie Gegenstände aus einem Gebiet, in dem sie als “in unserem Vermögen” befindlich gelten konnten, in ein Gebiet außerhalb davon (extra patrimonium): einen maritimen Raum ohne Besitzrecht, der in niemandes rechtmäßigem Besitz sein kann.”

Daniel Heller-Roazen, Der Feind aller: Der Pirat und das Recht

Besetzen, blockieren, verfremden, zurückholen, einfallen, sich konfrontieren, unterbrechen, Pirat werden…

Handlungen außerhalb des Gesetzes, sagen bestimmte Leute.

Handlungen da-draußen, sagen wir.

Handlungen, welche die Grenze der politischen Souveränität in Unruhe versetzen: ihr „dort“. Handeln dort, wo die politische Macht ihre Gewalt als von der Legalität gedeckt rechtfertigt. Dieses „dort“ bezeichnet den Ort einer Konfliktualität, den Ort eines Widerstands gegen die verallgemeinerte Ausweitung des Regimes biopolitischer Governance als Prozess der Domestizierung der Welt in die Ökonomie.

Dieser Widerstand bezeichnet den Ort eines außerhalb, eines da-draußen. Er manifestiert die Schwelle, jenseits derer sich ein neuer Raum des Politischen eröffnen kann. Hinter der Vielfalt der Handlungen da-draußen, die sporadisch im öffentlichen und privaten Raum wuchern, gelegentlich durch Lücken im ökonomischen Gewebe hindurch, zeichnet sich die Linie einer politischen Geste ab.

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April 6, 2013

Aufruf World Social: Das Volk will den Sturz des Systems

Filed under: deutsch — translationcollective @ 10:03 am

von Momente revolutionärer Aktion / Bewegung des Ungehorsams

Freie und Libertäre der Welt

Im März 2013 findet in Tunesien das World Social Forum statt. Wir gehen davon aus, dass der reformistische Ansatz der Bürokratie, die es organisiert, in keiner Weise zur Entwicklung eines revolutionären Projekts für die Völker der Welt beiträgt. Auch wenn das Event sich als Gelegenheit für das Zusammentreffen von Revolutionären aus verschiedenen Ecken der Welt darstellt, steht das ultimative Ziel, die Zerstörung des kapitalistischen Systems, nicht auf der Tagesordnung.

Dieses Forum wird zu einer Zeit stattfinden, da die Welt von einer Welle von Aufständen und sozialen Bewegungen überzogen wird. Streiks, Besetzungen und Unruhen schließen aneinander an und wechseln sich ab. Der Zorn auf das System überwindet die Grenzen von Orient und Okzident. “Demokratisch” genannte Staaten werden ebenso in Frage gestellt wie die schlimmsten Diktaturen. Was also ist der Motor dieses von Spanien bis Ägypten und von Griechenland bis Tunesien reichenden revolutionären Schwungs, dessen Stärke die kapitalistischen Staaten bedroht?

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March 27, 2013

Aufstand vs. Organisation: Betrachtungen aus Griechenland über eine sinnlose Spaltung

Filed under: deutsch — translationcollective @ 8:14 pm

von Peter Gelderloos

aufstand vs organisation – PDF

January 16, 2013

Von der Politik zum Leben: Anarchie vom Mühlstein der Linken befreien

Filed under: deutsch — translationcollective @ 1:56 pm

von Wolfi Landstreicher

von der politik zum leben – PDF

Von der Zeit an, als der Anarchismus zum ersten Mal als eine klar radikale Bewegung definiert wurde, wurde er mit der Linken assoziiert. Doch diese Zugehörigkeit ist nie einfach gewesen. Linke, die in Machtpositionen waren (inklusive derjenigen, die sich selbst Anarchisten nannten, wie die Anführer der CNT und der FAI in Spanien 1936-37) fanden das anarchistische Ziel der totalen Transformation des Lebens und das konsequente Prinzip, das die Struktur schon in den Mitteln des Kampfes existieren sollte, als Behinderung ihrer politischen Programme. Wirklicher Aufstand brach immer weit ausserhalb jeden politischen Programms aus und die kohärentesten Anarchisten sahen die Verwirklichung ihrer Träume genau an diesem Ort ausserhalb. Dennoch nahmen die führenden Anarchisten oft wieder ihren Platz als das „Gewissen der Linken“ ein, wenn die Feuer des Aufstands sich wieder abgekühlt hatten (und manchmal sogar wenn sie noch hell brannten, wie in Spanien 1936-37). Doch wenn die Ausdehnung anarchistischer Träume und der Grundsätze die sie einschliessen eine Behinderung der politischen Modelle der Linken ist, so sind diese Modelle ein weit grösserer Mühlstein um den Nacken der anarchistischen Bewegung, der sie mit einem „Realismus“ der nicht träumen kann, herunterzieht.

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August 17, 2012

Militär in den Straßen: Einige Fragen zum NATO-Bericht „Urban Operations in the Year 2020“

Filed under: deutsch — translationcollective @ 3:32 pm

von nonostante milano

nato 2020 – PDF

Elemente der Algebra: Die Müllkippe des Überschusses

Zum ersten Mal in der Geschichte lebt die Mehrheit der Weltbevölkerung in Städten1. Und ein Großteil dieser städtischen Bevölkerung ist mit Lebensumständen in absoluter Armut konfrontiert. Die Konzentration dieser unendlichen Menschenmassen auf immer engerem Raum, mit dem Ziel sie besser zu kontrollieren und auszubeuten2, hat die Slums auf allen Kontinenten verbreitet, ohne Ausnahme, sie führte zu dem, was als „Planet der Slums“ definiert wurde. Dem UNO-Bericht The Challenge of Slums. Global Report on Human Settlements (2003) zu Folge leben derzeit fast eine Milliarde Menschen in Slums (auf die gesamte Weltbevölkerung bezogen jeder Sechste, oder jeder dritte Stadtbewohner), es wird davon ausgegangen, dass sich diese Zahl bis 2030 verdoppelt, so dass in dem Bericht von einer wachsenden „Verstädterung der Armut“ gesprochen wird.

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July 7, 2012

Krieg beginnt hier

Filed under: deutsch,original — translationcollective @ 8:08 pm

krieg beginnt hier – PDF

Feind hinterm Fenster. Deckung, orientieren, Schuss. Blitzschnell informiert der Laser-Duellsimulator die Kämpfenden, wer getroffen hat und wer getroffen wurde, wer weiterübt und wer liegenbleibt in der Steppe Sachsen-Anhalts. Das deutsche Heer und Soldaten praktisch aller Nato-Armeen trainieren im GÜZ-Altmark, wie ein Dorf in Afghanistan, im Kosovo oder – einer Einschätzung der Nato über künftige Kriege folgend – eine beliebige Stadt der Erde überfallen und besetzt werden kann. Und so beginnt 2012 auf dem GÜZ der Bau einer Stadt mit 500 Gebäuden, Flughafen und U-Bahn, zum Üben des Krieges in Wohnsiedlungen, Altstadtbezirken, Slums, Industriegebieten und Einkaufsmeilen.

Internationales antimilitaristisches Camp – 12.-17. September 2012 am GÜZ Altmark – Diskussionen und Aktionen gegen das Gefechtsübungszentrum von Bundeswehr und Nato

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June 13, 2012

Damit der Aufstand erfolgreich sein kann, müssen wir uns erst selbst zerstören

Filed under: deutsch — translationcollective @ 10:00 am

von Alex Trocchi

selbstzerstörung – PDF

  • Eine Theorie des sozialen Krieges
  • Die Grenzen der anarchistischen  Identität
  • Die letzte Chance, den Aufstand in Griechenland zu retten

In Schwierigkeiten geriet Sky News, als sie vor fünf Minuten versuchten, live vor Ort auf Sendung zu gehen – ihre wütende Reporterin fand sich umringt von Schülern, die das Geschehen kommentierten: „Ladies and Gentlemen, der Aufstand hat begonnen!“

– Paul Lewis für den Guardian über die Proteste gegen die Sparmaßnahmen am 10.11.2010, London

Wir sind umgeben von den pitoresken Ruinen aller ausdrücklich politischen Ideen: Schulen, in denen niemand lernt, Familien, der Liebe beraubt, Banken mit leeren Tresoren, Armeen, die Kriege immer verlieren und Gesetze, die reiner Ausdruck „anti-terroristischer“ Paranoia sind. Was bedeutet das für eine irgendgeartete neue Politik – falls „Politik“ überhaupt das passende Wort ist? Eine Frage, die es zu beantworten gilt, denn seltsamerweise wird der Aufstand gegen die gesamte soziale Ordnung immer mehr zur einzigen Option, die bleibt. Letztlich wissen alle, dass nichts funktioniert. Realistisch gesehen kann kein System inmitten globaler Ressourcenerschöpfung und weltweitem Fall der Profitrate irgendeiner Art Forderung nachgeben, selbst wenn es in seinem besten Interesse wäre, dies zu tun. In einer traurigen Wahl nach der anderen weisen die Menschen ihren sogenannten Repräsentanten die Tür – <Que se vayan todos!i – wobei sie nicht wirklich für irgendwen stimmen, sondern den einzigen schwachen politischen Ausdruck, den sie noch haben, gegen die Politik selbst einsetzen, den Stimmzettel. Die Jugend weiß es besser, wie der mit jeder Wahl steigende Anteil an Nichtwählern zeigt. Selbst wenn die weite spektakuläre Maschine des Empire in ihrer Litanei nie einräumen wird, gescheitert zu sein – ein Scheitern, dass sich seit der Finanzkrise 2008 von selbst erklärt – ist den Kindern der planetaren Bourgeoisie, in Griechenland wie in Frankreich, sogar in Großbritannien, diese Wahrheit zum ersten Mal seit Generationen wieder klar geworden.

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June 4, 2012

Kybernetik und Revolte

Filed under: deutsch — translationcollective @ 11:33 am

von tiqqun

kybernetik – PDF

May 27, 2012

Break on throught – Kapitalismus und Krise überwinden

Filed under: deutsch — translationcollective @ 7:59 pm

vom Internationalen autonomen komitee gegen die kapitalistische normalität

break through – PDF

February 21, 2012

Der Kampf gegen den Atomstaat

Filed under: deutsch,original — translationcollective @ 9:11 pm

von AG Grauwacke

In drei Kapiteln erzählt das Buch “Autonome in Bewegung” die Geschichte der Anti-Atom-Bewegung in der BRD aus autonomer Perspektive

I. Ende der 70er: “Der Bauplatz muss zur Wiese werden!”

Wie alles anfing: Die erste Bewegungsphase 1973 bis 1977

In enger Abstimmung mit den großen Energieversorgungsunternehmen und mit dem Siemens-Konzern beschleunigt die SPD-Bundesregierung Anfang der 70er Jahre den Ausbau des westdeutschen Atomprogramms. Die “Ölkrise” 1973/74 ist der propagandistisch willkommene Anlass für Kanzler Schmidt und Forschungsminister Matthöfer, mit Milliardensubventionen die Entwicklung des modernen 1300 Megawatt-Druckwasserreaktors noch massiver zu fördern. Das Atomprogramm soll die BRD in der Energieversorgung autark machen. Unabhängiger von Rohstoffen wie Öl, welches dummerweise in einer Region sprudelt, auf die man nur begrenzten Zugriff hat und deren Entscheidungsträger sich erdreisten, diesen Rohstoff nicht so billig abzugeben wie andere Güter des Trikonts, der “Dritten Welt”. Aber auch unabhängiger von Energieträgern wie Kohle, die in den Augen der Herrschenden den Nachteil hat, dass viele Arbeiter nötig sind, um sie zu fördern. Arbeiter sind ein potentieller Unruhefaktor, den es auszuschalten gilt durch eine Form von Energiegewinnung, die weniger arbeitsintensiv ist.

Der Widerstand gegen die Atompolitik von Regierung und Konzernen entwickelt sich lange vor dem Auftreten der “Autonomen”. Die erste spektakuläre Widerstandsaktion ist 1974/75 die Bauplatzbesetzung gegen das geplante Atomkraftwerk Whyl am Rande des Kaiserstuhls (Baden-Württemberg). Ist Whyl noch ein eher regionaler Konflikt, so werden die ersten Demonstrationen in Brokdorf, 60 Kilometer nordwestlich von Hamburg an der Elbe gelegen, im Herbst 1976 zur Geburtsstunde der bundesweiten Anti-AKW-Bewegung. Der ländliche, bäuerliche Konflikt vor Ort bleibt im Gegensatz zu Whyl relativ schwach. Dafür treten die wie Pilze aus dem Boden schießenden großstädtischen Bürgerinitiativen aus Hamburg, Hannover, Bremen und Göttingen auf den Plan.

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January 24, 2012

Solidaritätsbekundung aus Kairo

Filed under: deutsch — translationcollective @ 12:50 pm

von Genoss_innen aus Kairo

soli aus kairo – PDF

An alle, die in den USA (und anderswo; d. Üb.) gerade Parks, Plätze und andere Räume besetzen; eure Genoss_innen in Kairo beobachten euch solidarisch. Nachdem wir von euch so viele Ratschläge für einen Übergang zur Demokratie* erhalten haben, dachten wir, dass wir nun an der Reihe sind, einige Ratschläge weiter zu geben.

Wahrlich, wir sind in vielerlei Weise in dieselben Kämpfe involviert. Was die meisten Expert_innen als den “arabischen Frühling” bezeichnen, hat seinen Ursprung in den Demonstrationen, Krawallen, Streiks und Besetzungen, die sich überall auf der Welt ereignen. Deren Ursprung wiederum liegt in den jahrelangen Kämpfen von Menschen und sozialen Bewegungen. Die Situation, in der wir uns momentan befinden, ist nicht neu: Wir in Ägypten und Andere kämpfen schon lange gegen Repression, soziale Benachteiligung und gegen das ungehinderte Wüten des globalen Kapitalismus (ja, richtig gelesen, Kapitalismus): ein System, das eine Welt geschaffen hat, die gefährlich und grausam für seine Bewohner_innen ist. Während sich die Interessen der Regierungen an den Interessen und Privilegien des privaten, transnationalen Kapitals orientieren, wurden unsere Städte und Wohnorte – den beiläufigen Verwüstungen der nächsten ökonomischen Entwicklung oder der Stadtplanung ausgesetzt – immer mehr zu abstrakten und gewalttätigen Orten.

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October 11, 2011

Kommuniqué aus einer ausbleibenden Zukunft

Filed under: deutsch — translationcollective @ 1:50 pm

Research & Destroy

I.
Die Universität ist genauso bankrott wie die Gesellschaft, deren willfährige Dienerin sie war. Dieser Bankrott ist nicht nur ein finanzieller. Er ist das Anzeichen für eine viel grundlegendere sowohl politische wie auch ökonomische Insolvenz, die sich schon seit geraumer Zeit abzeichnet. Niemand weiß, wozu die Universität heute noch gut ist. Das fühlen wir intuitiv. Das alte Projekt der Schaffung einer kultivierten und gebildeten Bürger*innenschaft ist an sein Ende gekommen; auch die Vorteile, die Akademiker*innen auf dem Arbeitsmarkt einst hatten, sind dahin. Dies sind nunmehr Phantastereien, gespenstische Überbleibsel, die schlecht instand gehaltenen Hörsälen anhaften.

Eine unpassende Architektur, die Geister entschwundener Ideale, der Ausblick auf eine tote Zukunft: Das sind die Überreste der Universität. Inmitten dieser Überreste sind die meisten von uns wenig mehr als eine Ansammlung verdrießlicher Gewohnheiten und Pflichten. Wir folgen den durch Prüfungen und Aufgaben vorgegebenen Abläufen mit einer Art gedankenlosem und unveränderlichem Gehorsam, der auf nicht ausgesprochenem Frust beruht. Nichts weckt Interesse, nichts löst Empfindungen aus. Das Weltgeschichtliche mit seinem katastrophischen Pomp ist nicht realer als die Fenster, in denen es sich zeigt.

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March 28, 2011

An alle Arbeitenden – Aufruf zum Generalstreik für den Atomausstieg

Filed under: deutsch — translationcollective @ 8:37 pm

Komitee des Generalstreiks für den Atomausstieg

I can’t cope OH OH I can’t cope, Anymore…

Im Namen der Studenten, der informellen Arbeiter und der Statuslosen der Welt rufen wir zum Generalstreik auf, zum unmittelbaren Aussetzen aller Lohnarbeit, und fordern die unmittelbare Stilllegung aller Atomreaktoren und die Einstellung jeglicher Produktion von Atomwaffen. Wann, wenn nicht jetzt, können wir ein Leben ohne Atomkraft beginnen? Wo, wenn nicht in Japan, das derart unter der atomaren Katastrophe leidet, kann die Sehnsucht nach einer Welt ohne Atomenergie sich Bahn brechen?

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Aufruf für eine Kampagne zur Errichtung einer Kommune der Flüchtlinge

Filed under: deutsch — translationcollective @ 7:41 pm

Arbeiterwohlfahrts-Zentrum Sanya + + + Sanya Kampf-Komittee + + + Kampf-Komittee gegen Arbeitslosigkeit

1.

Es bedarf nicht der großen Reden, weder über die verheerenden Zerstörungen und Tragödien, die das Erdbeben am 11.3. verursachte, noch über die kommende katastrophische Situation. Zu dieser Stunde sehen wir, eine Koalition von Selbsthilfe-Gruppen von Obdachlosen und Arbeitern aus der Unterklasse in Sanya (einer Nachbarschaft in Tokyo, die den betroffenen Gebieten im Norden am Nächsten liegt) die Situation als nicht hinnehmbar an. Wir werden eine Kampagne starten, um die Flüchtlinge zu unterstützen. Dieser Kampf besteht in drei Aufgaben:

A) Ein System der Unterstützung durch und für die Menschen zu schaffen

B) Die Flüchtlinge aus den betroffenen Gebieten zu unterstützen und zusammen für ihre/unsere Rechte und Autonomie zu kämpfen

C) Zukünftige Flüchtlinge zu unterstützen, die es unvermeidlich durch die Folgen dieses Unglücks geben wird, und zusammen für ihre/unsere Rechte und Autonomie zu kämpfen

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Tötet Niemanden: Statement zum Atomunfall in Fukushima

Filed under: deutsch — translationcollective @ 7:14 pm

All Freeters’ Union

“Unerwartete Situation” ist die Formulierung, die wiederholt benutzt wurde, um den Tod von zehntausenden in der jüngsten Katastrophe zu rationalisieren. Diese menschengemachte Unglück, ich wiederhole, diese schlimme menschengemachte Katastrophe, die noch immer hunderttausende Individuen der Strahlung aussetzt und das Leben von Millionen zerstörte, wird mit einer einzigen  Formulierung rationalisiert.

Der gegenwärtige Zustand war zu keiner Zeit unerwartet. Viele Menschen haben wiederholt darüber nachgedacht und vor der Möglichkeit genau dieser Situation gewarnt. Vor einem schweren Unfall in einem Atomkraftwerk, die auf ein Erdbeben und einen Tsunami folgenden Wasserstoffexplosionen und dem massiven Austritt von Radioaktivität haben viele öffentlich gewarnt, nicht nur Anti-Atom-Aktivisten und Atomenergie-Experten.

Das Desaster wurde innerhalb des kapitalistischen Systems selbst entwickelt.

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March 20, 2011

Einige Präzisierungen zu Libyen

Filed under: deutsch — translationcollective @ 6:28 pm

setrouver.wordpress.com

17.03.2011

Wir verstehen, dass es von Frankreich aus kompliziert sein muss, sich vorzustellen, wie die Situation hier ist. Wahrscheinlich macht man sich kein Bild von diesen unerfahrendenen Jugendlichen, die sich ohne Waffen in den Sturmangriff einer pausenlos bombardierten Strasse werfen. Oder davon, dass eine “politische” Diskussion mit einem gebildeten und neugierigen Studenten im wohlüberlegten Erörtern der Realität einer “jüdischen Freimaurerverschwörung” bestehen kann. Die libysche Revolution ist mit Sicherheit nicht so, wie wir glaubten.

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Theorie vom Bloom

Filed under: deutsch — translationcollective @ 4:51 pm

tiqqun

bloom – PDF

March 13, 2011

Die Räumung des Tahrir Platzes

Filed under: deutsch — translationcollective @ 9:59 pm

setrouver.wordpress.com

Der folgende Text erschien am 10. März 2011 auf dem Blog “En Route! Nouvelles de l’insurrection libyenne…”

Wir haben seit gestern kaum Nachrichten aus Libyen. Wir haben nur gehört, dass es an der Front in den Außenbezirken von Ras Lanuf in der Nacht vom 8. auf den 9. März zu Kämpfen gekommen ist. Viele Aufständische sind aus der Stadt geflohen, da sie glauben, dass sie bald von Gaddafis Truppen eingenommen werden wird. […] Wir nutzen diesen Mangel an Informationen aus Libyen, um einen Artikel zu veröffentlichen, der uns von FreundInnen in Ägypten (Kairo) zugeschickt wurde. Es geht um die Räumung des Tahrir Platzes (der seit Ende Januar weiterhin besetzt war). Eine Räumung, die in den westlichen Medien kaum Erwähnung fand, und das aus gutem Grund: Scheinbar waren keine Journalisten vor Ort.

Die Räumung des Tahrir Platzes

Die Mitte des Tahrir Platzes in Kairo ist noch immer von Dutzenden Zelten besetzt. Das Dorf ist von einem Zaun umgeben, der Eingang wird von BesetzerInnen bewacht. Alle, die hinein wollen, müssen nachweisen, dass sie weder Polizisten, noch Bewohner eines unfreundlichen Stadtteils oder feindlich gesonnen sind. Seit einigen Tagen versuchen eine Menge von der Regierung geschickte Zivi-Bullen die unbeugsamen Besetzer des Tahrir Platzes zu diskreditieren, indem sie Gerüchte, Verleumdungen und Verwirrung darüber verbreiten, was dort geschieht.

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March 11, 2011

Europa muss sterben, damit Amerika leben kann

Filed under: deutsch — translationcollective @ 5:52 pm

Russell Means

europa muss sterben – PDF

Die folgende Rede wurde Juli 1980 auf dem Black Hills International Survival Gathering vor tausenden Menschen aus aller Welt gehalten.

Die einzig mögliche Eröffnung für ein Statement dieser Art ist, dass ich schreiben verabscheue. Der Vorgang selbst verkörpert in Miniatur das europäische Konzept “legitimen” Denkens; das Geschriebene besitzt eine Wichtigkeit, die dem Gesprochenen aberkannt wird. Meine Kultur, die Lakota Kultur, ist eine orale Kultur, weshalb ich mich gewöhnlich weigere, zu schreiben. Es ist einer der Wege der weißen Welt, die Kulturen nicht-europäischer Völker zu zerstören, den gesprochenen Beziehungen der Menschen eine Abstraktion auzuzwingen.

So ist das, was ihr hier lest, nicht, was ich geschrieben habe. Es ist, was ich gesagt habe, jemand anderes hat es aufgeschrieben. Ich werde dies zulassen, da es scheint, dass die toten, trockenen Blätter eines Buches der einzige Weg sind, mit der weißen Welt zu kommunizieren. Es kümmert mich nicht wirklich, ob meine Worte Weiße erreichen oder nicht. Sie haben bereits quer durch ihre Geschichte demonstriert, dass sie weder hören noch sehen können; sie können nur lesen (sicherlich gibt es Ausnahmen, aber die Ausnahmen bestätigen nur die Regel). Meine Sorge gilt mehr den amerikanischen indianischen Leuten, Studenten und anderen, die durch Universitäten und andere Institutionen allmählich in die Welt der Weißen absorbiert werden. Doch auch dies ist eine meiner geringeren Sorgen. Es ist gut möglich, trotz rotem Gesicht einen weißen Geist anzunehmen, und wenn dies die Entscheidung eines Individuums ist, dann soll es so sein, aber ich kann nichts mit ihnen anfangen. Dieser Prozess ist Teil des kulturellen Völkermords, den die Europäer heute gegen die amerikanischen indianischen Völker führen. Meine Sorge gilt denjenigen amerikanischen Indianern, die sich entschieden haben, gegen diesen Völkermord Widerstand zu leisten, die sich aber im unklaren darüber sein mögen, wie sie das anfangen sollen.

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Was nicht passt, wird passend gemacht!

Filed under: deutsch,original — translationcollective @ 4:22 pm

Auswertung der Akten “militante Kampagne gegen G8” – (Aktenzeichen 2 BJs 10/06-2) – Oktober 2007

129a – G8 2007 – PDF

March 6, 2011

Paris-Texas

Filed under: deutsch — translationcollective @ 12:31 pm

Ein politischer Vorschlag der Beschuldigten von Tarnac

„Frühling der arabischen Völker“, „Revolution im Gange“, „Übergang zur Demokratie“, „Ende der Diktatur“. Die großen Maschinen des Diskurses sind angelaufen. Es braucht nicht weniger als das, um es zu schaffen, den Umsturz der pro-westlichen Regime des Maghreb als einen neuen Sieg des Westens zu präsentieren, als unverhofften Triumph seiner Werte.

Das revolutionäre Fieber, das in letzter Zeit sogar die vorsichtigsten Herausgeber ergriffen hat, zeugt zu aller erst von der intensiven Abwehrreaktion, zu der die Ereignisse den dominanten Diskurs drängen. Man antwortet mit einem gewalttätig eurozentristischen Zugang auf die Notwendigkeit, so schnell wie möglich zwischen uns und den laufenden Umstürzen einen Sicherheitsabstand zu schaffen. Wir entzücken uns über diese „Revolutionen“, um den Offensichtlichkeiten, die sie uns ins Gesicht schleudern, besser ausweichen zu können, um besser die Ratlosigkeit zu verbergen, die sie in uns auslösen.

Die Illusionen, die man hier erhalten muss, müssen sehr wertvoll sein, dass überall der Aufstand verherrlicht wird, dass man die Palme der Gewaltfreiheit einer Bewegung verleiht, die sechzig Prozent der Kommissariate in Ägypten angezündet hat. Was für eine freudige Überraschung plötzlich zu entdecken, dass die wichtigsten Nachrichtenkanäle in den Händen der Freunde des Volkes sind.

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February 14, 2011

Streik ohne Ende

Filed under: deutsch — translationcollective @ 8:11 pm

Die Sache ist klar. Die Partei der Ordnung hofft, mit aller Gewalt, uns wieder nach Hause zu kriegen. Gewerkschaften und Regierung haben sich erfolgreich geeinigt. Darauf zumindest. Sie setzen zweifelsohne auf unsere unglückselige Neigung, jenes heimtückische Gefühl der Leere, in dem wir derart perfekt verlernt haben zu leben und zu kämpfen. Darin täuschen sie sich. Wir werden nicht nach Hause gehen, wir, die wir uns nirgendwo zuhause fühlen. Wenn es einen einzigen Raum gibt, den wir als bewohnbar empfinden, dann liegt er mitten in diesem Geschehen, in dem wir leben, in den Intensitäten, die hier Gestalt annehmen. Je nach den Mitteln, vor allem, die wir uns zu geben wissen werden.

Die Sache ist klar. Ein aufständischer Prozess verstärkt sich in dem Maße, wie die Offenkundigkeiten, die in den Augen der Beteiligten die Realität bilden, kaum wahrnehmbar zu schreienden Wahrheiten in den Augen aller werden. Da der Kapitalismus ist eine allumfassende Lüge, wird die Form seiner Negation hingegen in einer Vielzahl von Welten bestehen, ein zusammenhaltendes Gemenge auf Grund der Wahrheiten, die sich mit ihnen verbinden.

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Die Reisen des Prometheus

Filed under: deutsch — translationcollective @ 7:59 pm

von einigen Freunden von Prometheus

prometheus – PDF

Vom Sozialen Krieg in Griechenland und dem Ende eines hier und dort drüben

Der Spiegel des sozialen Friedens beginnt zu brechen. Das Haltbarkeitsdatum der sozial-demokratischen Verwaltung Europas scheint überschritten und die nationalen politischen Klassen nehmen eine nach der anderen Abstand von ihr. Während in einigen Ländern die gesetzliche Grundlage für diese Wende bereits unter relativ friedlichen Bedingungen in die Parlamente gebracht wurde, haben die Feindschaften in Griechenland ein unerwartetes Ausmass angenommen. Obwohl diese Konfliktualität in die Folge von Kämpfen gegen den Abbau des “Sozialstaates“ gestellt werden kann, an die wir gewöhnt sind, tendiert sie dazu, einen beträchtlich anderen Charakter anzunehmen. Ein Übereinkommen mit dem Staat im Sinne des alten sozialen Paktes scheint immer unwahrscheinlicher zu werden, denn die wirtschaftlichen, politischen und sozialen Grundlagen dafür existieren nicht mehr. So finden wir uns vor neuen Ausgangsbedingungen wieder. Allzu sehr daran gewöhnt, Kämpfe zu führen, die auf das Durchbrechen des sozialen Friedens und des ihn umgebenden Konsenses abzielen, könnten wir schnell mit einer neuen Verwaltungsform konfrontiert werden, die eher ein Kriegsklima in Aussicht hat. Daher ist es umso notwendiger, neue Perspektiven zu entwickeln, es zu wagen, einige neue Hypothesen für den sozialen Krieg zu formulieren.

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February 12, 2011

Die Revolution in Ägypten: Das Ende der neuen Pharaonen?

Filed under: deutsch — translationcollective @ 3:35 pm

von einem Dissidenten im nordafrikanischen Exil – mit Unterstützung des CrimethInc. Workers Collective

Heute Ägypten, morgen die Welt…

Revolte in Nordafrika. Wie üblich, ist das verblüffendste daran, wie vertraut alles erscheint: Die jungen Männer mit prestigeträchtigem Abschluss, die im Coffee-Shop arbeiten, die Arbeitslosigkeit und die Verbitterung, die Proteste ausgelöst von der Brutalität der Polizei – denn die Polizei ist für die Arbeitslosen, was der Chef für die ArbeiterInnen ist. Diese Einzelheiten verweisen darauf, dass das, was in Ägypten passiert, keiner anderen Welt angehört, sondern ganz und gar der unseren. Es gibt keine exotischen Revolutionen in Übersee im 21. Jahrhundert. Täuschen wir uns nicht – auch wenn die Geschehnisse in Ägypten die Riots in Griechenland und die StudentInnenbewegung in England in den Schatten stellen, so entspringen sie doch der gleichen Quelle. Um allgemein über die Ereignisse auf dem Laufenden zu bleiben, empfehlen wir euch http://www.occupiedlondon.org/cairo und http://www.anarkismo.net/article/18645 zu lesen. Um aber Hoffnung in diese Aufstände setzen zu können, müssen wir uns selbst als Teil von ihnen verstehen und entsprechend denken und handeln. Aus diesem Grund haben wir einen Genossen in Nordafrika um die folgende Analyse gebeten.

Die Revolution in Ägypten: Das Ende der neuen Pharaonen?

Ex-Diktatur Ben Ali flieht in seinem Privatjet vor den Massen, die nach einem Regimewechsel verlangen – verhasste Polizeiwachen, lange Zeit genutzt, um im Namen des Anti-Terrorismus zu foltern, werden niedergebrannt – mit Küchenmessern bewaffnete Männer und Frauen organisieren die Selbstverteidigung in den Nachbarschaften – auf den Straßen weigert sich die Armee auf ihre Familien zu feuern.

Was hier vor sich geht – zuerst in Tunesien, dann in Ägypten – ist der Beginn einer Welle umfassender Revolutionen, die unvermeidlich auf die globale Finanzkrise von 2008 folgen wird. Im Kielwasser des gescheiterten “Krieges gegen den Terror” verbinden diese Revolutionen die latente Kraft einer riesigen Anzahl arbeitsloser Jugendlicher mit der Dynamik moderner Kommunikations-netzwerke. Sie signalisieren den Abschluss des Jahrzehnts der Konter-Revolution, das auf den 11. September 2001 folgte. Wenngleich diese Revolutionen damit fortfahren, jene neuen Technologien und dezentralen Formen der Organisierung auszuloten, die von der Anti-Globalisierungs-Bewegung eingeführt wurden, sind sie doch in Form und Ausmaß beispiellos. Weitgehend namenlose Gruppen nutzen das WorldWideWeb, um führerlose Rebellionen gegen die Pharaonen des globalen Empire des Kapitals zu entfachen.

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November 3, 2010

Einführung in die Apokalypse

Filed under: deutsch — translationcollective @ 12:07 am

apokalypse – PDF

+ + + Die Apokalypse ist da + + + Das Spektakel des Grünen Kapitalismus: Von Märkten und CO²-Märkten + + + Ökologischer Faschismus

“Die Parole ‘Revolution oder Tod!’ ist nicht länger der lyrische Ausdruck des revoltierenden Bewusstseins, in unserem Jahrhundert ist sie das letzte Wort des wissenschaftlichen Denkens. Sie trifft zu auf die Gefährdung der Art wie auf die Unmöglichkeit der Individuen, sich zu verbünden. In dieser Gesellschaft, in der die Selbstmordrate bekanntlich steigt, mussten die Experten unter Zögern zugeben, dass sie 1968 in Frankreich auf nahezu Null gefallen war. Dieser Frühling bescherte uns zudem, ohne genau dafür auf die Barrikaden zu gehen, einen schönen Himmel, da einige Autos abgefackelt wurden und es allen anderen am Benzin fehlte, die Luft zu verpesten. Wenn es regnet, wenn über Paris falsche Wolken hängen, lasst uns niemals vergessen, dass die Regierung Schuld daran ist. Die entfremdete industrielle Produktion macht den Regen. Die Revolution macht den Sonnenschein.”

Guy Debord, Ein kranker Planet (1971)

Die Apokalypse ist da

Insgeheim verlangt es uns alle danach, dass diese Welt zu einem Ende kommt. Der Mythos des Fortschritts war immer schon die große Illusion der westlichen Zivilisation gewesen, die Idee, dass der Fluss der Geschichte sich anschwellend und endlos in die Zukunft erstrecken würde.

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October 30, 2010

Erste Runde – Wir machen weiter!

Filed under: deutsch — translationcollective @ 7:08 pm

Seit mehr als drei Wochen ist im Land eine Soziale Bewegung im Gange. Die Rentenreform war ihr Ausgangspunkt.

Uns ist sehr wohl bewusst, dass alles getan wird, die Waffe des Streiks weniger effizient zu machen. Der Staat wendet die Mittel des Rechts an, die Fesseln der Gesetze und Strafanträge; außerdem zielt die Atomisierung, die Segmentierung, die in den letzten dreißig Jahren aus der Umstrukturierung des Kapitals entstand, darauf ab, die zerstörerische Kraft des Streiks zu neutralisieren. Die hauptsächliche Bedeutung der Massendemonstrationen, mit ihren ja dann begrenzten Auswirkungen, war für die Basis, sich Legitimität zu schaffen und über den von den Gewerkschaften aufgenötigten Rahmen hinauszuwachsen, über ihn hinauszugehen.

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October 24, 2010

Der Staat und die Bosse verstehen nur eine Sprache: Streik, Blockade, Sabotage

Filed under: deutsch — translationcollective @ 10:14 am

Communiqué von GenossInnen, die letzten Samstag kurzzeitig die  Oper am Place de la Bastille in Paris besetzten.

Seit mehreren Tagen erblühen überall die vielfältigsten Initiativen: Blockaden von Gymnasien, Bahnhöfen, Raffinierien, Autobahnen; Besetzungen von öffentlichen Gebäuden, Arbeitsplätzen, Einkaufszentren; gezieltes Kappen der Elektrizitätsversorgung, Plünderungen von Wahlkampfbüros und Rathäusern… In allen Städten intensivieren diese Aktion das Kräfteverhältnis und zeigen, wie zahlreich diejenigen sind, die sich nicht mehr zufrieden geben mit den Aktionsformen und Parolen, die ihnen von der Führung der Gewerkschaften aufgezwungen werden.

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October 11, 2010

Sozialrevolutionäres Stadtenwicklungsprogramm. Der Zweijahres-Plan “Stadt übernehmen”

Filed under: deutsch,original — translationcollective @ 9:31 pm

Programmatischer Vorschlag für eine sozialrevolutionäre Perspektive in Berlin. Irrtum inbegriffen

vom Referat für Verbrechensbekämpfung

stadt übernehmen – PDF

Anlass Gentrifizierung ärgert uns. Wir leiden unter steigenden Mieten, schwindendem Lebensraum für uns und andere, meist ärmere Bevölkerungsschichten und unter der Zerstörung unserer gewachsenen sozialen Zusammenhänge und unkontrolliertern, manchmal subversiven Freiräume.

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October 9, 2010

Die Leute haben gesagt, es reicht.

Filed under: deutsch — translationcollective @ 7:58 pm

Ein Text aus dem Generalstreik in Barcelona, Ende September 2010

Die Behörden behaupten, dass es eine Anti-System-Gruppe war, Jugendliche in der Ästhetik von Hausbesetzern…

Aber nein. Wir waren wir…

Dieses wir, dem die Polizeibusse der Stadt über Stunden hysterisch nachjagten, ohne uns finden zu können. Dieses wir, das applaudierte, als die Scheiben der Corte Ingles (spanische Shopping-Center-Kette) eingeschlagen wurden.

Dieses wir, das in der ersten Versammlung, die in der enteigneten Bank am Plaza Catalunya stattfand, das Wort ergriff und sagte: “Ich bin fast fünfzig Jahre alt. Ich habe mein ganzes Leben lang gearbeitet, jetzt bin ich seit fast vier Jahren im Streik. Ich bin verzweifelt, aber diese Besetzung hat das Lächeln in mein Gesicht zurückkehren lassen.”

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September 24, 2010

Beitrag zu den Diskussionen über den Antiterorrismus

Filed under: deutsch — translationcollective @ 1:44 pm

Beitrag zu den Diskussionen über den Antiterorrismus – PDF

Dieser Text geht aus dem Prozess kollektiver Diskussionen hervor. Weit davon entfernt sich auf eine Kritik der öffentlichen Verteidigung der „Beschuldigten von Tarnac„ zu beschränken bekräftigt er Stellungnahmen über den aktuellen Kampfformen. Wir denken daran diese Debatte weiterzuführen und diese kollektive Ausarbeitung auszuweiten.

September 18, 2010

12.08 – Der Dezemberaufstand, die Ware und das Spektakel

Filed under: deutsch — translationcollective @ 1:22 pm

von +τεχνία-

Res gestae (Tatenbericht)

Wir gehen davon aus, dass das Herrschaftsziel im Aufbau des globalen privatwirtschaftlichen Menschen mittels der Zugkraft eines spektakulären Prozesses künstlicher Trennungen besteht; dass die Institutionen besagten Prozesses für dieses konkrete Ziel geschaffen werden. Daher haben wir uns für die konkrete Annäherung der anti-institutionellen Aktion entschieden. Das Blockieren der Warenzirkulation, auch innerhalb des menschlichen Bewusstseins, und die Abschaffung aller Trennungsformen (was auch die Abschaffung aller Vermittlungsmechanismen bedeutet) hat zum Inhalt, eine unschätzbare Dynamik alltagsbezogener subversiver Kriterien einzuführen, die konkret herrschenden Auswahlmöglichkeiten zu dekonstruieren und umzuleiten. Die Stoßrichtung der antiinstitutionellen Aktion ist es, im Gegensatz zur ‘bürgerlichen Kunst’, nicht nur die Wahl der Mittel unserer schöpferischen Fähigkeiten zu befreien, sondern auch die Wahl ihrer Ziele.

Durch die Umsetzung unserer Möglichkeiten, die Freiheit zu erobern, befreien wir auch unsere eigenen Möglichkeiten.

So schrieben wir 2002 im Versuch, unsere Identität und Orientierung zu dokumentieren. Heute, im Nachhall des Dezemberaufstands, empfinden wir ein Bedürfnis, Bilanz zu ziehen, diese Tage entlang unseres eigenen ‘konkreten Annäherungsprozesses der antiinstitutionellen Aktion’ zu betrachten. Wir versuchen, unsere Einschätzungen zu dokumentieren, Fragen zu stellen, Antworten auszuprobieren, uns bloßzustellen… weil wir, und nicht andere an unserer Stelle, darüber schreiben sollten, was wir getan haben. Es kann sein, dass diese Broschüre einen Beitrag im Rahmen entsprechender Veranstaltungen unserer Kollektivität darstellt, aber wir haben uns Mühe gegeben, dass er zugleich seine Selbstständigkeit behält.

Oktober 2009

Anarchistische Kollektivität

+technia- (+Zunft-)

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September 17, 2010

Zehn Dolchstiche gegen die Politik

Filed under: deutsch — translationcollective @ 8:36 pm

Politik ist die Kunst der Separation. Da, wo das Leben seine Fülle verloren hat, wo das Denken und Handeln der Individuen unterteilt, katalogisiert und in separierten Sphären eingeschlossen wird, da beginnt die Politik. Indem sie gewisse Aktivitäten (die Diskussion, der Konflikt, die gemeinsame Entscheidung, die Abmachung) von den Individuen in eine Zone entfernt, die sie regieren will, ist die Politik, aufgrund ihrer Unabhängigkeit, gleichzeitig eine Separation unter den Separationen und hierarchische Verwaltung dieser Trennung.

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September 2, 2010

Aus dem Mittelgebirge des Limousin

Filed under: deutsch — translationcollective @ 9:28 pm

In diesem Sommer trafen sich 200 Leute für eine Woche in Tarnac. Aus ihren Diskussionen entstand, unter anderem, folgende Erklärung:

Er steht auf und sagt: “Aufstandsbekämpfung ist nicht nur die Einsatzdoktrin der westlichen Armeen in Afghanistan, sie ist die eigentliche Natur jeder Regierung. Das In-Umlauf-Bringen von diesem oder jenem Element der Sprache, des Urbanismus, der organisierten Zerstreuung, der Fabeln der Wirtschaft, alles entspringt der Befürchtung, die Kontrolle über die Bevölkerungen zu verlieren.” Sie antwortet: “Bei uns hat die Regierung derart Angst, dass die Leute in der Krise anfangen, sich selbst zu organisieren, dass sie die Arbeitslosen zwingt kostenlose Fahrradwerkstätten zu betreiben, gebrauchte Gegenstände zu recyclen und mit der Polizei zu patrouillieren. Das Territorium wird präventiv besetzt.”

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August 15, 2010

Radiographie eines Regimes

Filed under: deutsch — translationcollective @ 11:22 am

L.

In dem Land, in dem wir geboren wurden, gibt es weder Befreites noch Freies. In Italien, wie ein wenig überall, wohnen wir einer nie dagewesenen “autoritären Wende”  bei, die sämtliche Aspekte unseres Lebens miteinschliessen wird. Wir stehen einem totalitären und totalisierenden Kontroll- und Propagandaapparat gegenüber, einem System das uns zerdrückt und lähmt. Resigniert und an die “Gefangenschaft” gewöhnt macht es uns taub und blind für unser Leiden und das von anderen. In dieser Tragödie wäre paradoxerweise noch etwas Trost zu finden, könnte man feststellen, dass der Zynismus die Oberhand gewonnen hat, doch die Wirklichkeit ist viel schlimmer: Was hier seinen Lauf nimmt, ist ein Prozess zur Entmenschlichung der Individuen, es ist das Vorzimmer der Barbarei.

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July 23, 2010

Der kommende Aufstand

Filed under: deutsch — translationcollective @ 12:59 pm

unsichtbares komitee

der kommende aufstand – PDF

Ein Aufstand, wir können uns nicht mal mehr vorstellen, wo er beginnt. Sechzig Jahre der Befriedung, ausgesetzter historischer Umwälzungen, sechzig Jahre demokratischer Anästhesie und Verwaltung der Ereignisse haben in uns eine gewisse abrupte Wahrnehmung des Realen geschwächt, den parteilichen Sinn für den laufenden Krieg. Es ist diese Wahrnehmung, die wir wiedererlangen müssen, um zu beginnen. (more…)

May 30, 2010

Kolonisierung und Dekolonisierung

Filed under: deutsch — translationcollective @ 4:33 pm

von Zig-Zag

dekolonisierung – PDF

Ein Handbuch für indigene Befreiung im 21. Jahrhundert

Zum Gebrauch dieses Handbuchs

Dieses Handbuch ist in vier Teile gegliedert. Der erste Teil definiert Kolonialismus, seine Methoden und Geschichte bis heute (z.B. Invasion und Besetzung des Irak durch die USA). Der zweite Teil beschreibt im Detail die Effekte des Kolonialismus auf indigene Völker, einschließlich der soziologischen und individuellen Auswirkungen. Der dritte Teil untersucht das Konzept der Dekolonisierung, der vierte Teil diskutiert die Dekolonisierung in Nordamerika. Es wird erkennbar, dass die Befreiung der indigenen Völker in Nordamerika eng verbunden ist mit einem globalen Prozess des Widerstands und des Überlebens. (more…)

Gedanken über gemeinschaftliche Hilfe in Fällen von intimer Gewalt

Filed under: deutsch — translationcollective @ 3:17 pm

intime gewalt – PDF

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April 28, 2010

Einführung in den Bürgerkrieg

Filed under: deutsch — translationcollective @ 11:28 am

bürgerkrieg – PDF

von tiqqun

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April 22, 2010

In offener Feindschaft mit dem Bestehenden, seinen Verteidigern und seinen falschen Kritikern

Filed under: deutsch — translationcollective @ 11:36 am

I

« Jeder kann dem Umherirren in der Sklaverei dessen, was er nicht kennt, ein Ende setzen – und, das Angebot leerer Worte zurückweisend, in offener Feindschaft dem Leben entgegentreten. »

C. Michelstaedter

Das Leben ist nichts anderes, als eine beständige Suche nach etwas, woran man sich festhalten kann. Man steht morgens auf, um sich ein paar Stunden später wieder ins Bett zu legen, wie traurige Pendler zwischen Lustlosigkeit und Müdigkeit. Die Zeit vergeht und treibt uns mit Sporen an, die immer weniger lästig scheinen. Auch die Last der sozialen Pflichten scheint uns nicht mehr den Rücken zu brechen, so dass wir sie überall mit uns tragen. Wir gehorchen, ohne uns noch die Mühe zu machen, ‘Ja‘ zu sagen. Der Tod wird durch das Leben gesühnt, schrieb der Dichter aus einem anderen Schützengraben. (more…)

March 29, 2010

In zweitausend Kilometer Entfernung…

Filed under: deutsch — translationcollective @ 1:10 pm

im Andenken an Lámbrous Foúndas, erschossen von der Polizei

Athen, Griechenland. In zweitausend Kilometer Entfernung. Ein fast bankrotter griechischer Staat und eine Wirtschaft, die nicht mehr funktioniert. Auf den Rat der Europäischen Union hin, fordert die regierende sozialistische Partei eine Reihe wirtschaftlicher Maßnahmen und Umstrukturierungen. Die Minister schwören, es werden “Blut, Schweiß und Tränen” benötigt, (more…)

March 21, 2010

Gegen die Logik der Unterwerfung

Filed under: deutsch — translationcollective @ 3:17 pm

von Wolfi Landstreicher

logik der unterwerfung – cover

logik der unterwerfung – PDF

Unterwerfung unter Herrschaft wird nicht allein durch offenkundige Repression erzwungen, sie ist nicht mal deren bezeichnendste Form, sondern vielmehr durch subtile, ins Gewebe der alltäglichen sozialen Beziehungen hinein gewirkte Manipulationen. Diese Manipulationen – ins soziale Gewebe hinein gearbeitet nicht, weil sie überall und nirgends wären, sondern weil die Institutionen der Herrschaft Regeln, Gesetze, Sitten und Gebräuche schaffen, die solche Manipulationen hervorbringen – erzeugen eine Logik der Unterwerfung, eine häufig unbewusste Neigung, in den alltäglichen Beziehungen die Resignation und Unterwürfigkeit der Welt zu rechtfertigen. Aus diesem Grund ist es für alle, denen es ernst damit ist, ein anarchistisches aufständisches Projekt zu entwickeln notwendig, dieser Tendenz wo immer sie auftaucht entgegen zu treten – in ihrem Leben, ihren Beziehungen, den Ideen und Praxen der Kämpfe, an denen sie teilhaben. (more…)

March 15, 2010

Ein kleiner Löffel Zucker, und schon geht die Medizin runter…

Filed under: deutsch — translationcollective @ 2:23 pm

von flesh machine // ego te provoco // comrades

In den letzten beiden Monaten ist die Strategie der Aufstandsbekämpfung, die der griechische Staat seit Dezember entwickelt, in eine neue Phase der Totalisierung getreten. Wenn wir von Aufstandsbekämpfung und nicht von Repression reden, dann deshalb, weil es sich dabei weniger um eine militärische Operation als vielmehr um eine integrierte politische und soziale Technik handelt, um Zustimmung, Angst und Defätismus zu produzieren. Sie zielt nicht darauf, die Aufständischen unmittelbar zu eliminieren, sondern darauf, ihnen den Raum zum Leben zu nehmen: die konzeptuelle, affektive und kulturelle Ebene des Aufstands. (more…)

March 13, 2010

Aufruf

Filed under: deutsch — translationcollective @ 11:47 am

aufruf – PDF

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March 8, 2010

Einige Notizen zu aufständischem Anarchismus

Filed under: deutsch — translationcollective @ 1:57 pm

einige notizen – PDF

Aufständischer Anarchismus ist keine ideologische Lösung für alle Probleme, keine Ware auf dem kapitalistischen Markt der Ideologien und Meinungen, vielmehr eine ständige Praxis mit dem Ziel, die Beherrschung durch den Staat und die Fortsetzung des Kapitalismus zu beenden. Dies erfordert Analyse und Diskussion, um sich weiterzubilden. Wir haben kein Rezept für eine ideale Gesellschaft und liefern nicht das Bild einer Utopie für den allgemeinen Konsum. Die meisten AnarchistInnen der Geschichte, ausgenommen derer die glaubten, dass die Gesellschaft sich zu dem Punkt hinentwickeln würde, an dem sie den Staat zurückläßt, waren aufständische AnarchistInnen. Einfach gesagt bedeutet dies, dass der Staat nicht einfach dahinschwinden wird. Vielmehr müssen wir AnarchistInnen angreifen, denn warten ist eine Niederlage; was wir brauchen ist offene Meuterei und das Verbreiten von Subversion unter den Ausgebeuteten und Ausgeschlossenen. (more…)

February 28, 2010

Die anarchistische Spannung

Filed under: deutsch — translationcollective @ 1:58 am

anarchistische spannung – PDF

von Alfredo M. Bonanno

Die anarchistische Spannung: das Gefühl, das mit dem Dualismus zwischen Theorie und Aktion, Praxis und Gedanken, brennt. Das konstant unsere Träume und unsere Gesten aufflammen lässt, die an eine radikale Veränderung der herrschenden Zustände gerichtet sind. Es ist die lustvolle Freude derer, die ruhelos kämpfen, um sich von allen Fesseln zu befreien. Es ist der Geistesblitz derer, die sich bewusst darüber werden, dass uns die Autorität unterdrückt, und nichts anderes machen können, als für immer den Nektar eines freien Lebens, das es wert ist gelebt zu werden, zu suchen und zu geniessen. Es ist, in letzter Analyse, eine extreme Liebes- und Wuterklärung… (more…)

February 27, 2010

Die bewaffnete Freude

Filed under: deutsch — translationcollective @ 10:48 pm

bewaffnete freude – PDF

von Alfredo M. Bonanno

Einleitung

Dieses Buch entstand 1977 in Italien während der revolutionären Kämpfe, die zu jener Zeit dort geführt wurden. Beim Lesen muss daher berücksichtigt werden, dass sich die Situation inzwischen grundlegend verändert hat.
Die revolutionäre Bewegung und in ihrem Inneren auch die anarchistische, befand sich zu diesem Zeitpunkt noch in einer Entwicklungsphase und alles schien möglich, auch die Verbreiterung des bewaffneten Kampfes.
Vor einer Gefahr musste man sich jedoch hüten: Vor der Spezialisierung und Militarisierung, die eine kleine Minderheit von Militanten den Tausenden von GenossInnen aufzwingen wollte, die mit allen Mitteln gegen die Repression und die Versuche des Staates, die Herrschaft des Kapitals wiederherzustellen, kämpften, obwohl diese Versuche des Staates – ehrlich gesagt – ziemlich schwach waren.
So war die Situation in Italien, aber etwas Ähnliches geschah auch in Deutschland, Frankreich, Grossbritannien und anderen Ländern.

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20 Thesen zur Subversion der Metropole

Filed under: deutsch — translationcollective @ 9:26 pm

20 thesen – PDF

von plan b bureau

These 1

Wir definieren Metropole als die kompakte Gesamtheit von Territorien und heterogenen Dispositiven, die an jedem Punkt von einer trennenden Synthese durchzogen wird: Tatsächlich gibt es keinen Punkt in der Metropole, an dem es nicht zur gleichen Zeit potenziell Kommando und Widerstand gibt, Herrschaft und Sabotage. Einen antagonistischen Prozess zwischen zwei Seiten, deren Beziehung in Feindschaft besteht, die gleich eines Nervensystems die Metropole bis in die feinsten Kapilare durchzieht. (more…)

February 25, 2010

Vom Ernten toter Elefanten – Die falsche Opposition der Animal Liberation

Filed under: deutsch — translationcollective @ 8:17 pm

tote elefanten – PDF

von Aden Marcon

Ich hab noch nie jemanden getroffen, der als Kind sagte ‘Wenn ich groß bin, will ich Kritiker werden.’ – Richard Prior

Wir glauben, dass es einige gibt, die unter dem sehr breiten Banner der Animal Liberation Aktionen machen, denen es ebenso wie wie uns darum geht, diese auf Ausbeutung und Elend basierende Gesellschaft komplett umzuwälzen. Nichts desto trotz sehen wir, dass viele in radikalen und anarchistischen Kreisen die Philosophie der Animal Liberation und des Veganismus auf unkritische Art begrüßen. Diese Ideen werden mit Beharrlichkeit und Ausdauer beibehalten und wurden unglücklicherweise selten in Frage gestellt, zumindest nicht in Nordamerika. Wir hoffen mit dieser Kritik einige Ansatzpunkte für kritischeres Denken und theoretische Reflexion bereitzustellen, Werkzeuge, die wir für effektive Aktionen gegen Herrschaft und Unterdrückung brauchen werden. (more…)

Konfrontation am Ts’Peten

Filed under: deutsch — translationcollective @ 6:26 pm

tspeten comic – PDF

von Zig-Zag

1995 kam es in ‘British Columbia’ zu einer bewaffneten Konfrontation, die einen Monat lang andauerte, nachdem ein lokaler Viehzüchter die Polizei gebeten hatte ein Camp zu räumen, das für die Sonnentanz Zeremonie genutzt wurde. Die Polizei verschoss an diesem 11. September 1000e Kugeln Munition und sprengte einen Pick-up Truck in die Luft. Obwohl nur leicht bewaffnet gelang es den KriegerInnen einen gepanzerten ‘Bison’ Truppentransporter der Polizei außer Gefecht zu setzen. Wie das meiste Land in B.C. wurde das Territorium der Secwepmec niemals abgetreten. (more…)

Die Oka Krise

Filed under: deutsch — translationcollective @ 5:21 pm

oka krise comix – PDF

von Zig-Zag

Im Sommer 1990 kam es in den Mohawk Territorien Kahnawake und Kanehsatake / Oka, nahe Montreal, zu einer 77 Tage währenden bewaffneten Konfrontation. Den Kriegern der Mohawk standen mehr als 2000 Polizeibeamte aus Quebec und 4500 kanadische Soldaten gegenüber… (more…)

February 19, 2010

Green Peace // Green Police

Filed under: deutsch — translationcollective @ 12:22 pm

green peace green police – PDF

Folgendes Communiqué wurde Samstag, den 12. Dezember 2009 von einem Teil des Schwarzen Blocks bei der Demo gegen den Klimagipfel COP15 zum Bella Center in Kopenhagen verteilt. Kurz nach Erscheinen des Textes werden bei Börse und Außenministeriums die Scheiben eingeschlagen. Als die Polizei daraufhin Leute festnehmen will, hindern einige Climate Justice Action AktivistInnen den Schwarzen Block handgreiflich daran, sich dem »System Change Not Climate Change« Block anzuschließen. Der COP15 ist vorbei, die Diskussion der europäischen autonomen Bewegung über das Interne Policing und den Code der »Gewaltfreiheit« von Climate Justice Action (u.a. getragen von Gruppen der Interventionistischen Linken IL) hat gerade erst begonnen… (more…)

February 10, 2010

Diskussionspapier für einen neuen Aufbruch in die Fröste der Freiheit [Erste Fassung]

Filed under: deutsch,original — translationcollective @ 1:03 am

fröste der freiheit – PDF

von der Reformgruppe der Reformgruppe Süd-Ost

Die Zeit der Selbstvergewisserung muss ein Ende haben

Einige empfinden unseren Tonfall möglicherweise als harsch. Das kann er leicht werden, wenn es um geliebte Menschen geht, um diejenigen, mit denen wir in der Vergangenheit eine Menge befreiende Überlegungen angestellt und Wege ausprobiert haben, uns und die Welt zu verändern. Gemeinsame Versuche, die uns, so klein sie auch gewesen sein mögen, mehr als nur am Herzen liegen. Falls die eine oder andere Kritik euch trifft, versucht das im Kopf zu haben und geht nicht gleich in Verteidigungsstellung. Wir wollen weiter miteinander, sonst gäbe es diesen Text nicht. (more…)

Autonome Selbst-Organisierung & anarchistische Intervention – Eine Spannung in der Praxis

Filed under: deutsch — translationcollective @ 12:28 am

von Wolfi Landstreicher

Einleitung: Ein paar Definitionen und Erklärungen

Jeder potentiell befreiende Kampf von Ausgebeuteten und Enteigneten gründet notwendig auf autonomer Selbst-Organisierung. Als AnarchistInnen, für gewöhnlich selbst ebenfalls Ausgebeutete, haben wir jeden Grund an diesen Kämpfen teilzunehmen und dazu zu ermutigen. Da wir jedoch ein spezifisch revolutionäres Ziel und spezifische Ideen davon haben, wie wir unsere Kämpfe führen wollen, nimmt unsere Beteiligung die Form einer Intervention an, die diese Kämpfe in eine spezifische Richtung bewegen soll. Da wir weder den Wunsch nach irgendeiner Form von Avantgarde oder Führung haben, noch uns im freudlosen Spiel der Politikmacherei verfangen wollen, finden wir uns in der Spannung wieder, unsere Konzepte von Kampf und Freiheit im Kontext einer unfreien Realität zu leben; versuchen wir die realen Probleme, denen wir uns täglich gegenübersehen, mit der uns eigenen Verweigerung der Spielregeln dieser Welt entgegenzutreten. Daher ist die Frage autonomer Selbst-Organisierung und anarchistischer Intervention ein fortwährendes Problem, mit dem wir uns auseinandersetzen müssen, ohne auf einfache Antworten und den Glauben an organisatorische Patentrezepte hereinzufallen. (more…)

February 6, 2010

Auf den Punkt gebracht

Filed under: deutsch — translationcollective @ 11:35 pm

vom Unsichtbaren Komitee

Im französischen Original verteilt auf der Großdemonstration zum Generalstreik in Paris am 30. Januar 2009

Alle sind sich einig. Es wird krachen. Mit düsterem oder kühnen Blick räumt man in den Fluren der Nationalversammlung ein, was man gestern in der Kneipe nachgeplappert hatte. Man gefällt sich in der Einschätzung der Risiken. Schon werden ausführlich präventive Operationen beschrieben, menü-orientierte Rasterung des Territoriums. Bei den Festlichkeiten zum Jahreswechsel wurde Kurs genommen auf eine Zäsur: „Das ist das letzte Jahr, in dem es Austern gibt!“ Damit das Fest nicht komplett von der Tradition der Randale überlagert wird, sind 36000 Bullen und 16 Hubschrauber im Einsatz – entsandt von Innenministerin Alliot-Marie, die während der SchülerInnen-Demonstrationen im Dezember zitternd auf das kleinste Anzeichen griechischer Ansteckung lauerte. Man hört hinter den beruhigenden Äußerungen immer deutlicher das Geklirr der Vorbereitungen eines offenen Krieges. Niemand kann seine kalt und pragmatisch angekündigte Ausführung mehr ignorieren, die sich nicht mehr die Mühe macht, sich als Maßnahme der Befriedung darzustellen. (more…)

February 4, 2010

Über einige alte, aber aktuelle Fragen in Bezug auf Anarchisten, und nicht nur

Filed under: deutsch — translationcollective @ 11:48 pm

alte fragen – PDF

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Einleitung

Es gibt Fragen, die schon seit Jahrhunderten die Geschichte der Revolte begleiten. Es sind Fragen, die stets zurückkommen werden, die in schwierigen Momenten an unserer Tür klopfen und sich gewaltsam Zutritt verschaffen… um plötzlich unsere Absichten völlig in Frage zu stellen. Es sind Fragen, die nur selten in geschriebenen Worten Niederschlag gefunden haben. Wir werden oft mit ihnen konfrontiert, sei es durch Diskussionen mit Kameraden, durch das Wühlen in unseren Köpfen oder durch das Kennenlernen von Erfahrungen aus anderen Gegenden und anderen Zeiten.

Eine dieser Fragen ist das alte Problem der revolutionären Avantgarden, (more…)

Gefangen im Netz der Täuschung: AnarchistInnen und die Medien

Filed under: deutsch — translationcollective @ 11:58 am

So lange die gegenwärtige soziale Ordnung existiert wird es unmöglich sein zu vermeiden, mit den zahlreichen Facetten der Machtstruktur in Beziehung zu treten. Diejenigen von uns, die sich AnarchistInnen nennen, müssen sich dazu entscheiden, diese Beziehungen eindeutig feindlich und konfrontativ zu gestalten, entsprechend unserem Verlangen die Struktur der Macht völlig zu zerstören. (more…)

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